September - Ein Mundartgedicht

"Nach der Kerm is Harbst" lautet ein alter Spruch in Rüdenhausen. Nachfolgendes Mundartgedicht aus unserer Region verdeutlicht, dass die Zeiten sich stark gewandelt haben. Nicht zuletzt die klimatischen Voraussetzungen wie die Erderwärmung, starke Stürme, langanhaltende Trockenheiten und vieles mehr lassen die Zeit, wie sie die älteren Mitbürger noch erlebt haben, viel früher und damit anders erscheinen. Nachfolgendes Gedicht beschreibt eine Zeit, die nicht mehr in allen Beschreibungen der heutigen Zeit entspricht. Lassen Sie sich in diese "gute, alte Zeit" zurückversetzen.

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September

Weit fällt nei´s Land der Schattaschlog,
nach Stund´n gleich wörd Nacht und Tog:
Mariahaar wie Hauch so dünn
tuat über Stupf´l si verspinn,
dorch Bär- und Hiffabüsch, und löäßt
von Nab´l früah feucht sei Genest,
däß alla Fadeli, ganz voll
mit Parrli oug´hengt überroll,
wie lauter Funkaschnürli sen,
wenn sa in Licht und Sunna stähn.
Reuf sen die Oepf´l ou der Baam,
die Moust, vergorn und söäß´n, gam,
zu Brei und Kärwablotz die Schnitz.
Zu guat´n Schnaps die Zwätschger git´s,
oun Hausstouck Träubeli bereits
und Hiff´n, Nüß und Gack´l geit´s.
Der Nab´l spannt üm Houf und Haus
togsfrüah sei nassa Tücher aus.
Brät rauscht die Starakettaschar
wie noug´strät dorch die Wengert har.
Marie Geburt, des it die Zeit:
in blaua Frackli, eng gereiht
auf Draht und Gieb´l allethalm
die junga und die alta Schwalm,
da hock´n sa und überläing
ihr weita Reis der Sunn entgäing.
Von Tog ou, wu Marie geborn,
g´sät wieder wird es Winterkorn.
Ägidi mit sein Sunnaschei
staabt Zucker in die Träub´l nei.
Ee Blot üms anner will scha fall
Die Sunn gäht aus´n Tog sou ball.
Aehr ober äß sa nuntertunkt,
da glüaht sa, däs der Abed prunkt:
Gold schütt sa aus weit wie a Sä
auf Wolkaflüg´l, Wald und Höah,
und seemt die Walt und akkes drinn
mit goldna Render ei ringsüm.



Erstellt am 02.09.2020 11:45, geändert am 19.09.2023 09:22