Vor 460 Jahren - Rüdenhausen wurde Residenzort der Grafschaft Castell

Heute erinnere ich an den ersten regierenden Grafen Castell, der die Wasserburg, das heutige "Alte Schloss", 1555/56 zu seinem ständigen Amts- und Wohnsitz machte und damit, zumindest vorübergehend, die Residenz von Castell nach Rüdenhausen verlegte: den Grafen und Herren Georg II. zu Castell.

Seit nunmehr 460 Jahren wird das Rüdenhäuser Schloss durchgehend von der Rüdenhäuser Linie der Castell´schen Familie bewohnt. Das Schloss, ist damit die älteste aller noch von der Gründerfamilie bewohnten Castell´schen Residenzen.

Rdh_Schloss_a

Dieser Graf Georg (1527-1599) ist insbesondere den Rüdenhäusern, die des öfteren unsere Pfarrkirche St. Peter und Paul besuchen, kein Unbekannter. Er und seine Familie werden auf dem prächtigsten Denkmal, welches unsere Kirche nicht nur schmückt, sondern vor allem an ihn und seine Gemahlin Sophia Schenkin von Limburg (1535 -1588) erinnert, abgebildet.

Kirche Rüdenhausen (3)

Dieses Renaissanceepitaph wurde noch 1589 zu Lebzeiten des Grafen Georg aus Casteller Alabaster angefertigt. Im Untergeschoss befinden sich zwei Inschrifttafeln, auf denen die Verstorbenen in lateinischen Versen aus ihrem Leben erzählen. Im Hauptgeschoss betet die ganze Familie kniend zu dem gekreuzigten Jesus Christus, links Graf Georg mit seinen Söhnen Wolfgang (späterer Begründer der Linie Castell-Remlingen), Gottfried, der Stammvater der Rüdenhäuser Linie (ab 1597), und Johann Philipp, der damals schon gestorben war. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Gräfin Sophia mit den drei Töchtern Ottilia (bereits 1562 gestorben), Maria und Martha (bereits 1569 gestorben) abgebildet.

Die beiden Frauengestalten vor den seitlichen Säulen symbolisieren "Fides", den Glauben auf der linken und "Caritas", die Liebe, auf der rechten Seite.

Ober- und unterhalb dieser Figuren befinden sich die kolorierten Ahnenwappen des Grafenpaares, und zwar die Hauptwappen "Castell" und "Limpurg" (im Obergeschoss) von Putten gehalten, und die mütterlichen  Wappen (unterhalb) "Wertheim" und "Schwarzburg".

Das Auferstehungsrelief im Obergeschoss wird flankiert von Frauengestalten, die die Tugenden der Gerechtigkeit ("Justitia") und der Weisheit ("Sapientia") symbolisieren. Über dem Abschlussgiebel thront die Gestalt des "Spes" - die Hoffnung.

Bei Ihrem nächsten Kirchenbesuch haben Sie Gelegenheit, dieses Denkmal vor, möglicherweise, ganz neuem Hintergrund zu betrachten.



Erstellt am 29.01.2015 13:33, geändert am 14.02.2015 13:15